Adieu Holz…

„Wann es Zeit ist zu bleiben oder Zeit ist zu gehen“,

so heißt es in dem 2019 herausgekommenen Buch „Das Evangelium der Aale“ von Patrik Svensson. Für mich wurde es Ende 2019 nach über 20 Jahren, in denen ich mich seit 1999 mit kreativem Fleiß und konsequent dem künstlerischen Umgang mit Holz gewidmet hatte, Zeit aufzuhören und zu gehen. Mein im März 2019 aufgelegtes zweites Kunstbuch „Unerschöpflicher Eigen-Sinn“ bietet auf diese zwei Jahrzehnte einer unermüdlichen Holzpassion einen umfassenden Rückblick.

Ende Dezember 2019 löste ich meine Ständige Ausstellung am Neuen Markt 6 in Eberbach auf und beendete auch mein Atelier-Mietverhältnis in Krösselbach. Neue Skulpturen entstanden in 2020 keine mehr, Wochen und Monate bis zum Sommer dienten alleine noch dem umfänglichen Aufräumen. Dazu gehörten auch Überlegungen, noch verbliebene Skulpturen zu verteilen. So entstand neben dem Verbleib von etlichen Werken in meiner eigenen Wohnung die Idee von Schenkungen. Vor allem die eine oder andere größere Skulptur wollte ich im mir seit 1996 zur Heimat gewordenen Eberbach stiften bzw. schenken.

So konnte ich eines dieser großen Exponate am 20. August 2020 dem Informationszentrum des Naturparks Neckartal-Odenwald in Eberbach übergeben. Die Rhein-Neckar-Zeitung und die Eberbacher Zeitung schrieben am 24. August 2020 darüber:

„Ausstellungsbesucher im Naturparkzentrum, die das Thalheimsche Haus in der Kellereistraße betreten, sehen sich jetzt einer zweiteiligen Holzskulptur von Franz Musiol gegenüber. Der Künstler hat sein aus den eindrucksvoll bearbeiteten, 1,74 und 2,64 Meter hohen Stammteilen eines Apfelbaumes geschaffenes Werk „Gespräch unter Brüdern“ genannt und an den Naturpark vermacht. … Geschaffen wurde die Skulptur 2012 aus dem hochgewachsenen Erd-Stamm eines Apfelbaumes, der auf einer hessischen Streuobstwiese herangewachsen war. … Franz Musiol war als Schöpfer von Holzskulpturen, in denen er ästhetische Besonderheiten gewachsener Stammhölzer kunstvoll herausarbeitete, seit den späten Neunzigerjahren in Eberbach tätig. Über 400 oft sehr große Objekte und auch aus seltenen Obst- und Laubbäumen kamen über die Jahre in seinem „Atelier am Fluss“ in Krösselbach zustande.“

Für eine zweite große Skulptur war der Übergabetag am 28. August 2020. Die Rudergesellschaft Eberbach 1899 e.V. bekam die zweiteilige in 2018 gefertigte Lindenholz-Skulptur „Fragt ganz keck und helle die große Neckarwelle: Wie werd ich auf die Schnelle ne richtig dolle Nordseewelle?“. Im Aufenthaltsraum des Bootshauses in der Rockenauer Straße 1 fand in Anwesenheit eingeladener Ehrengäste eine Schenkungsfeier statt.

Die dritte skulpturale Schenkung erhielt im August 2020 die Feuerwehr der Stadt Eberbach in der Güterbahnhofstraße 12. Die offizielle Übergabe der fast 3 Meter hohen in 2015 gefertigten Zwetschgenholz-Skulptur „Die Kraft des Feuers“ sollte nach den abgeschlossenen Bauarbeiten am neuen Feuerwehrgerätehaus im Spätherbst 2020 im Rahmen von Tagen der offenen Tür stattfinden, die dann aber wegen der anhaltenden Corona-Pandemie auch in 2021 ausblieben und vorbehaltlich derzeit für 2022 vorgesehen sind …

Alle drei Einrichtungen in Eberbach erfreuen sich jeweils sehr an ihrer Schenkung. Darüber hinaus konnten einige mir nahestehende Menschen vor Ort und in der Region sich ebenfalls an ihren unverhofft in 2020 erhaltenen kleinen und mittelgroßen Skulpturen erfreuen. Der Auszug eines im September 2020 erhaltenen Briefes (von Fred M. aus Wald-Michelbach) mag stellvertretend für so viele im Laufe der Zeit erfahrene Wertschätzungen stehen:

„Lieber Franz Musiol, wie sehr habe ich mich über Ihr Geschenk gefreut. Dieses kongeniale Denken über den großen „Freund Baum“. Ihre Arbeit, den abgestorbenen Rest einer einst stattlichen Gestalt neu zu sehen, hat mich schon immer sehr bewegt. Abgestorbener Rest? Sie haben dem „Rest“ neues Leben eingehaucht, den Charakter offen und sichtbar gemacht, die Schönheit dieser einstigen Majestät aufgezeigt. Auch in den kleinsten Dimensionen …“

Was soll ich noch sagen, außer dass ich zutiefst dankbar für alles Erlebte seit 1999 bin und überaus zufrieden bin darüber, dass meine holzkünstlerische Zeit wie vorgesehen und gerundet ihr Ende gefunden hat!

Meine Internetseite soll als Online-Werkschau meiner künstlerischen Holz-Zeit bestehen bleiben und wird mir darüber hinaus die Möglichkeit bieten, hier künftig neue Ausblicke, Ideen und Projekte durchaus auch jenseits vom Holz präsentieren zu können …